Eine Neuwieder Karnevalsgesellschaft mit mehr als 11 mal 11 - jähriger Tradition.
Als Adolph Kolping selbst, 1860 in Neuwied, einen seiner berühmten kath. Gesellenvereine gründete, ahnte er bestimmt nicht welche Bedeutung dies für den Neuwieder Karneval einmal haben würde. Kolping schrieb den aufmerksamen Gesellen vier Devisen ins Gründungsbuch. Neben, Religion und Tugend - Arbeitsamkeit und Fleiß - Eintracht und Liebe sollte gerade die vierte Devise - Frohsinn und Scherz - der Wegweiser unter anderem auch für den Karneval in Neuwied sein. Ein sehr rühriger Zweig des noch jungen Neuwieder kath. Gesellenvereins sah sich alsbald veranlasst dieser vierten Devise durch die Gründung eines eigenen Vereins Nachdruck zu verleihen. Mit der Namensgebung "Neuwieder Carnevalsgesellschaft JUX", zeigte man sehrdeutlich die Zielrichtung der Gemeinschaft. Ein paar frohe Stunden, losgelöst vom sonst harten und nicht sehr erfreulichen Alltag wollte man sich schaffen. Eine intensivere Pflege der Geselligkeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei kam dem gemeinschaftlichen Singen, anlässlich entsprechender Veranstaltungen, ähnlich wie in unserer heutigen Zeit eine besondere Bedeutung zu.
Ein Liederheft der "Neuwieder Carnevalsgesellschaft JUX", datiert von 1884, und wurde somit zur Beweisgrundlage für das Gründungsjahr einer der heute renommiertesten Neuwieder Karnevalsvereine.Weitere Aufzeichnungen aus jenen Jahren liegen nicht vor. Auch warum der alte Namen in den Anfangsjahren eine Änderung in "Neuwieder Karnevalsverein EUL" erfahren hat ist nicht bekannt. Nachdem der erste Weltkrieg die Vereinstätigkeit zum Erliegen brachte, flackerte diese 1925 mit einer ersten "Kappensitzung" wieder auf. Bis 1934 konnte mit jährlich wiederkehrenden Sitzungen "Fastnacht" gefeiert werden. Nun aber hatte sich das Bild auf der politischen Bühne Deutschlands extrem verändert. Es kam zum Verbot des kath. Gesellenvereins durch die neuen Machthaber, die National Sozialisten. Es begann eine äußerst schwierige Zeit. Für die in Mehrzahl verbliebenen Mitglieder war diese Zeit mit vielen, nahezu unerträglichen Schikanen verbunden. Viele der aktiven Mitglieder verloren ihr Leben in dem folgenden Inferno des Zweiten Weltkriegs.
Doch schon 1947, zwei Jahre nach Kriegsende, fanden sich die ersten Idealisten, getreu der Kolpingschen Devise - Frohsinn und Scherz - wieder zusammen und veranstalteten eine Kappensitzung. Die Bevölkerung nahm jede Ablenkung von den Gedanken an die mittelbare noch stark nachwirkende Vergangenheit dankbar auf. Schon 1949 war die Nachfrage zum Besuch einer Sitzung so groß, dass man die größte zur Verfügung stehende Räumlichkeit, den Saal des "Neuwieder Heimathauses" für die Veranstaltung in Anspruch nehmen musste.
Mit dem Neuanfang kam es 1950 zu einem weiteren Namenswechsel. Funken Rot - Weiß 1884 der Kolpingsfamilie Neuwied. 1954 war es dann endlich soweit. Die holde Weiblichkeit wurde selbstständig. Eine Möhnengruppe hatte sich gebildet. Sie entwickelte sich schnell zu einer tragenden Stütze der Funken. 1963 wurde die Gesellschaft "unüberhörbar". Das 1958 gegründete Fanfarenkorps der Kolpingfamilie wurde den Funken angegliedert. Der Verein zählte jetzt 50 Mitglieder.
Doch plötzlich gab es Probleme. Büttenredner wurden knapp. Die alten "Hasen" traten ab, und die jungen rückten nicht nach. Nachwuchsbüttenredner oder Karnevalsinteressierte waren kaum mehr zu gewinnen. Erstmals machte eine wachsende Anzahl der Bevölkerung von Möglichkeiten gebrauch anderweitig "Frohsinn und Scherz" zu finden. 1970 versuchte man mit einer gänzlich überarbeiteten Satzung deshalb einer breiteren Bevölkerungsschicht den Vereinseintritt zu ermöglichen. Der Vereinsname wurde dabei gekürzt. Nunmehr hieß man: "Funken Rot - Weiß 1884 Neuwied". Auch das äußere Erscheinungsbild wurde verändert. Traten bis dahin elf Herren in schwarzen Anzügen und Fasanenfedergeschmückten Elferratsmützen vor das Publikum, wandelten sich diese ab 1972 in elf Herren die in einer Kombination (Uniform) aus roter Jacke und schwarzer Hose und mit einer Komiteemütze ausgestattet das verehrte Publikum erfreuten. Man verbeugte sich vor dem modischen Zeitgeist. Gleichzeitig wurde aus dem Elferrat ein Offizierskorps. Die Mitgliederzahl überstieg die Zahl 100.
17 Jahre Fanfarenklänge. Dann das Aus. 1975 wurde das Fanfarenkorps aufgelöst. Das war zwar schmerzlich, führte aber nicht zur Resignation. Die Vereinsarbeit wurde unverdrossen weitergeführt. In der Jahreshauptversammlung 1980 konnten schon 141 Mitglieder registriert werden. Ende 1983 reihten sich die Neuwieder Funken in die große Schar der rheinischen Karnevalsvereine ein, die sich mit der Dachorganisation Regionalverband Karnevalistischer Korporationen (RKK) ein Forum geschaffen hatten und haben, das ihre gemeinsamen Interessen in einer starken, überregionalen Gemeinschaft vertritt. Man bekam die Mitgliedsnummer 175 - 17/83.
Die in der Session 1984/85 folgenden Feierlichkeiten zum "Hundertjährigen" fanden ihre besondere Würdigung in der Gestellung eines Prinzenpaares. Die Gesellschaft wuchs weiter an, auf stolze 190 Häupter. Mit dem Eintrag ins Vereinsregister 1985 beim Amtsgericht Neuwied komplettierte sich der Gesellschaftsname um die beiden Buchstaben: e. V. zu dem heute bekannten Namen "Funken Rot - Weiß 1884 e.V. Neuwied".
1985 begann der Aufbau einer Tanzgarde. Damit verbindet sich auch der Einstieg in die aktive Kinder- und Jugendarbeit. Die Tanzgarde war so erfolgreich, dass sie den Namen unserer Gesellschaft weit über die Grenzen Neuwieds hinaus bekannt machte. Man konnte sich mit Titeln wie Rheinland-Pfalz-Meister, Deutscher Meister und Europa Meister im Einzel-, Garde- und Paartanz schmücken.
Am 11. im 11. 1986 präsentierte sich erstmals eine kleine Gruppe des Offizierskorps in Gardeuniformen. Die sog. "Historische Garde" war geboren. In Anlehnung an die Prinzengarde aus der Karnevalshochburg Köln hatte man ähnlich aussehende rot-weiße Uniformen schneidern lassen. Eine weitere Neuerung kam im Dezember 1986 zu den Funkenmitgliedern "geflattert". Die Ausgabe Nummer 1 der Funkenpost. Ein vereinseigenes Mitteilungsblatt. Von nun an werden, bis zum heutigen Tag die Mitglieder dreimal im Jahr mit Berichten und Bildern über das Vereinsleben ausführlich informiert. Gleichzeitig, quasi als Nebenprodukt, stellt die Funkenpost die Fortschreibung einer lückenlosen Chronik sicher.
Das "närrische Gericht", eine Besonderheit im Neuwieder Karneval nahm in diesen Tagen, in der Session 1986/87 seine Arbeit auf. In Ketten gelegt und in einem "Gefängniswagen" eingesperrt werden die "Delinquenten" am Karnevalssonntag mit Musik durch die Stadt transportiert. Auf sie warten die rot-weißen "Rechtsautoritäten": Richter, Staatsanwalt und Verteidiger. Ein Spektakel das sich bewährt hat.
1988/89, 1994/95, 1999/2000, und 2004/05 stellten die Funken Rot-Weiß jeweils das Prinzenpaar und die Stadtobermöhn in der Neuwieder Innenstadt. Auch
2010/11 erfreuten die Funken mit einem Prinzenpaar die Neuwieder Karnevalisten.
Die Pflege und der Erhalt des karnevalistischen Brauchtums, insbesondere der rheinischen Variante, der sich unsere Gesellschaft verpflichtet fühlt, ist die Grundlage für die 1990 errungene Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Federführend auf dem nicht einfachen Weg, hin zur Anerkennung, war die starke Gemeinschaft des RKK.
In der zweiten Jahreshälfte 1998 registrierte die Funkenfamilie mit Freude die Wiedergeburt des Fanfarenkorps. Die Funken wurden wieder unüberhörbar.
Heute, präsentieren die Funken Rot-Weiß 1884 e.V. Neuwied eine große Anzahl aktiver Abteilungen. Offizierskorps mit Elferrat, Ehrenoffiziere, Funkenmariechen, Marketenderinnen und Gardisten, Fanfarenkorps (in der Regeneration) und Solotänzerin und nicht zuletzt die Möhnengruppe. Die Wiedergeburt eines Kadettenkorps steht schon auf der Wunschliste. Mit mehr als 250 Mitgliedern zählt unsere Gesellschaft zu den größten Karnevalsvereinen in Neuwied.